Krankenhausreform in Deutschland – Chancen und Risiken für Kliniken

Johanna Staatz  •  Digital Marketing Managerin  •  LinkedIn
23. Januar 2024

Vor welchen Herausforderungen stehen Krankenhäuser und Kliniken 2024?

Das deutsche Gesundheitssystem steht vor großen Herausforderungen. Jedes fünfte Krankenhaus in Deutschland ist laut der DKG (Deutsche Krankenhausgesellschaft) insolvenzgefährdet und die Prognose für 2024 sagt die Schließung von etwa 80 Kliniken voraus. Angesichts dieser alarmierenden Zahlen ist eine Veränderung dringend erforderlich. Gesundheitsminister Karl Lauterbach plant deshalb eine Krankenhausreform, die er selbst als eine „Revolution“ des Gesundheitssystems bezeichnet.

Die Krankenhausreform, die eigentlich bereits am 1. Januar 2024 in Kraft treten sollte, wird nun in einem 4-Stufenplan umgesetzt. Im Fokus der Reform stehen Krankenhäuser und Kliniken. Zu den zentralen Zielen der Reform zählen die Entökonomisierung, die Sicherung und Steigerung der Behandlungsqualität sowie die Entbürokratisierung des deutschen Gesundheitssystems. Zusätzlich steht die Gewährleistung der Versorgungssicherheit im Fokus der geplanten Veränderungen.

In diesem Blogartikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Hintergründe und die Eckpunkte der Krankenhausreform. Erfahren Sie, welche Auswirkungen die geplanten Änderungen auf die Kliniken haben könnten und was für Risiken, aber auch Chancen sich daraus ergeben.

Inhaltsverzeichnis:

 

Hintergründe der Krankenhausreform

Warum ist eine Reform längst überfällig?

Das deutsche Gesundheitssystem befindet sich seit geraumer Zeit in einer strukturellen Krise, deren Wurzeln in verschiedenen Faktoren liegen. 

Eine zunehmend älter werdende Bevölkerung erhöht die Nachfrage nach Pflege und Gesundheitsversorgung. Dem entgegen steht der große medizinische Fachkräftemangel und die Abkehr vieler Pflegekräfte aus ihrem Beruf. Die Inflation, steigende Material- und Energiepreise sowie die Corona-Pandemie setzen dem Gesundheitssystem obendrein zu. Deutschland hinkt zudem im internationalen Vergleich bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen hinterher.

Ein weiterer entscheidender Aspekt ist der finanzielle Druck, dem die meisten Kliniken ausgesetzt sind, bedingt durch die sogenannten Fallpauschalen. Diese dienen seit der Einführung im Jahr 2003 als Grundlage für die bisherige Vergütung von Kliniken und werden pro stationärem Behandlungsfall abgerechnet. Der daraus resultierende Kostendruck zwang Kliniken in der Vergangenheit sogar zu Behandlungen, die über ihre eigentlichen Kompetenzen hinausgingen.
Die angestrebte Krankenhausreform zielt darauf ab, diesen Druck zu mindern und gleichzeitig die Qualität der Behandlungen zu verbessern.

Eckpunkte der Krankenhausreform – Das soll sich konkret verändern

Änderung der Finanzierung – Vorhaltevergütung statt Fallpauschalen

Die wohl größte in der Krankenhausreform vorgesehene Veränderung liegt in der Abkehr der überholten Fallpauschalen. Stattdessen sollen Vorhaltepauschalen etwa 60 % der bisherigen Vergütungsstruktur ausmachen. Das bedeutet, dass Krankenhäuser künftig Pauschalen erhalten, allein dafür, dass sie bestimmte Leistungen nach vorgegebenen Standards anbieten. Zur Prüfung dieser werden sogenannte Leistungsgruppen definiert. Wenn ein Krankenhaus sämtliche Kriterien in einer Leistungsgruppe erfüllt, qualifiziert es sich für die entsprechende Vorhaltepauschale.

Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft 

Um die Spezialisierung der Krankenhäuser zu erleichtern und die Transparenz für die Patientinnen und Patienten zu verbessern, sieht die geplante Krankenhausreform die Einteilung von Kliniken in drei Kategorien vor: Level 1i-Krankenhäuser, spezialisierte Krankenhäuser und Maximalversorger. 

 

  • Die Level 1i-Krankenhäuser sind in der Regel kleinere Krankenhäuser zum Beispiel im ländlichen Raum. Diese bieten eine Basisversorgung für innere Medizin, Chirurgie und eine Notfallaufnahme an. 
  • Die zweite Kategorie umfasst Fachkliniken, die über das Angebot von Level 1i hinausgehen und beispielsweise zusätzliche Leistungen wie Geburtshilfe oder andere Spezialisierungen anbieten können. 
  • Die Maximalversorger, als dritte Kategorie, werden bspw. durch Unikliniken vertreten und bieten ein sehr breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten.

Entbürokratisierung

Die Einführung der Leistungsgruppen eröffnet die Perspektive, aufwändige Überprüfungen der Qualitätsstandards zu reduzieren und damit einen Schritt in Richtung Entbürokratisierung zu gehen. Aktuell erfordert die umfassende Dokumentation jeder einzelnen erbrachten Leistung im Krankenhaus einen erheblichen administrativen Mehraufwand für das medizinische Personal. 

Die geplante Neuausrichtung zielt darauf ab, den Fokus der Beschäftigten verstärkt auf die Patientenversorgung zu lenken. Dies soll einen effizienteren Einsatz von Personal ermöglichen und die Angestellten entlasten.

Mögliche Chancen und Risiken der Krankenhausreform für Kliniken

Expertinnen und Experten sind sich einig, dass eine Reform der stationären Versorgung in Deutschland dringend notwendig ist und begrüßen die Abkehr der Fallpauschalen. Dennoch gibt es zahlreiche kritische Stimmen zu den Regierungsplänen. 

Insbesondere besteht die Sorge, dass die vorgesehenen Änderungen möglicherweise nicht ausreichen, um Kliniken vor Schließungen zu bewahren und dass die grundlegenden Probleme des Gesundheitssystems ungelöst bleiben. Im Speziellen würden die Belange der Beschäftigten zu kurz kommen. Darüber hinaus fehle es an zusätzlichen finanziellen Mitteln, um die erforderlichen Umstrukturierungen in den Krankenhäusern umzusetzen.

Besonders gefährdet sind kleinere Kliniken im ländlichen Raum, die möglicherweise nicht über ausreichende Ressourcen für eine erfolgreiche Umstrukturierung verfügen. Das Zeitfenster bis zur Umsetzung der Reform könnte für sie bereits zu knapp sein, was das Risiko von Schließungen weiter erhöht.

Die Krankenhausreform als Chance, Personalengpässe zu lösen?

Man erhofft sich durch die Zusammenlegung von Abteilungen, der Schließungen bestimmter Kliniken und den effizienteren Einsatz von Personal durch die Entbürokratisierung, dass sich dadurch auch Personalengpässe lösen. Umliegende Kliniken könnten von dem Personal schließender Abteilungen oder Kliniken profitieren. 

Ganz so einfach ist es leider nicht. Erfahrungen aus vergangenen Schließungen zeigen, dass Pflegekräfte oft nicht einfach in das nächstgrößere Krankenhaus wechseln, sondern sich eher nach anderen Arbeitgebern in ihrer Region umsehen

Dennoch besteht die Möglichkeit, diesem Trend etwas entgegenzuwirken. Kliniken können aktiv Maßnahmen ergreifen, um sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Durch gezieltes Employer Branding und kreatives Personalmarketing können sie ihre Einrichtung als einen Ort präsentieren, an dem Fachkräfte gerne arbeiten. Dies könnte nicht nur dazu beitragen, bestehendes Personal zu halten, sondern auch neue Talente anzuziehen.

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Sven Lehmann
Senior Consultant

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    Ungewisse Aussichten: Krankenhausreform in der Schwebe

    Der Zeitpunkt und das Ausmaß der dringend benötigten Reform sowie die Frage der Finanzierung bleiben weiterhin unklar. Zwischen Bund und Ländern besteht nach wie vor Uneinigkeit hinsichtlich der Einzelheiten, insbesondere der finanziellen Aspekte.

    Die aktuelle Diskussion konzentriert sich vornehmlich auf das Transparenzgesetz, das als eine Art Vorstufe zur eigentlichen Krankenhausreform dient. Erst nach der Umsetzung dieses Gesetzes kann die eigentliche Debatte über die Eckpunkte der Reform in die Tiefe gehen.
    Das Transparenzgesetz hat das Ziel, Krankenhäuser zu verpflichten, detaillierte Informationen über die angebotenen Leistungen und dessen Qualität offenzulegen. In diesem Kontext besteht jedoch Sorge seitens der Länder, dass ihnen durch diese Offenlegung die Zuständigkeit für die Krankenhausplanung entzogen werden könnte.

    Die Zukunft der Kliniken in Deutschland bleibt somit weiterhin ungewiss. Es bleibt offen, ob die Krankenhausreform die aktuellen Herausforderungen erfolgreich bewältigen und das drohende Kliniksterben verhindern kann.

     

    Quellen:

    https://www.healthcare-digital.de/krankenhausreform-wider-willen-a-ae0c52b23ac71256df44cc7055933b38/
    https://www.kma-online.de/aktuelles/politik/detail/kann-die-krankenhausreform-den-personalmangel-loesen-49694
    https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/K/Krankenhausreform/Eckpunktepapier_Krankenhausreform_final.pdf
    https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/lauterbach-krankenhausreform-106.html

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    Johanna begann 2017 ihr duales Studium bei unserer Schwester-Agentur mellowmessage. Seit 2022 verstärkt Sie unser rekordmarke Team in den Bereichen Social Media, SEO und Tracking.

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